13.6 Die Reden Jesu mit seinen Jüngern über die Endzeit
im biblischen Kontext - verschiedene Aspekte
zurück zur Übersicht
Das Gräuelbild der Verwüstung
Gräuel ist alles Üble, Unreine, was der Herr verabscheut. Die Bibel redet von den Gräueltaten der Heiden, aber auch seines Volkes Israel. Israel selbst hat heidnische Gräuel in den Tempel einziehen lassen. Als Folge davon kommen diese Gräuel wieder über das Volk, bis Gott selbst das Verderben über diese Gräuel / das Gräuelbild beschließt.
Ps 14, 1 ...ihr Treiben ist ein Gräuel; da ist keiner, der Gutes tut.
Jer 7, 30 Denn die Leute von Juda tun, was mir missfällt, spricht der HERR. Sie haben ihre Gräuelbilder gesetzt in das Haus, das nach meinem Namen genannt ist, um es unrein zu machen...
in Hes 8: die Gräuel im Tempel; ein Bild zum Ärgernis für den Herrn
Mal 2, 11 Juda ist treulos geworden, und in Israel und in Jerusalem geschehen Gräuel. Denn Juda entheiligt, was dem HERRN heilig ist und was er lieb hat, und freit eines fremden Gottes Tochter.
Hes 6, 4 Mein Auge soll ohne Mitleid auf dich blicken, und ich will nicht gnädig sein, sondern ich will dir geben, wie du verdient hast, und deine Gräuel sollen über dich kommen, dass ihr erfahrt, dass ich der HERR bin.
In einem ähnlichen Sinne beschreibt der Römerbrief, wie der sündige Mensch selbst gebunden wird in seinen Sünden (Rö 1, 21-32).
Rö 1, 23-24 ...und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere. Darum hat Gott sie in den Begierden ihrer Herzen dahingegeben in die Unreinheit... 27 ...und den Lohn ihrer Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen.
Gräuelbilder sind Götzenbilder, Abbilder der Verwüstung und des Verderbens. Kritisch daran ist, dass sie im Tempel oder Heiligtum gefunden werden und dort den wahren Gnadenthron Gottes verdrängen.
Im natürlichen Tempel gab es zum einen Götzendienst, den die Israeliten durch Vermischung mit heidnischen Kulturen einziehen ließen (z. B. Baalskulte). Zum andern besetzten fremde Kulturen den Tempel und richteten dort ihre Statuen auf, z. B. der Seleukide Antiochus Epiphanes, der 171-165 v. Chr. den Tempel durch den Zeuskult (2300 Tage lang?) entweihte (siehe Makkabäer). 70 n. Chr. trugen die Römer unter Titus im jüdischen Krieg die goldenen Schätze aus dem Tempel heraus, zerstörten ihn und errichteten nach dem Bar-Kochba-Aufstand 135 n. Chr. an seiner Stelle den Jupitertempel. Bis heute gibt es dort keine Opferdienste mehr. Vom jüdisch-herodianischen Tempel blieb ein Mauerrest, daneben sind die islamische Moschee und der Felsendom auf dem Tempelberg errichtet.
Als Gräuel im "geistlichen Tempel" kann man die Sünden, Götzendienste und Untreue im Leib Jesu, der Gemeinde verstehen, die die Herzen der Gläubigen verunreinigen und von dort aus die Menschen zerstören.
In der Offenbarung geht es um den Tempel, die Stiftshütte im Himmel. In Off 15, 6 kommen die Engel für die letzten 7 Plagen aus dem Tempel im Himmel. Zum einen werden die Schalen des Zorns auf die Erde gegossen, (was dort auch Verwüstung auslöst,) gleichzeitig wird der Tempel im Himmel von der Kraft und Herrlichkeit Gottes erfüllt.
Off 15, 5-8 Danach sah ich: es wurde aufgetan der Tempel, die Stiftshütte im Himmel, und aus dem Tempel kamen die sieben Engel, die die sieben Plagen hatten, angetan mit reinem, hellem Leinen und gegürtet um die Brust mit goldenen Gürteln. Und eine der vier Gestalten gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll vom Zorn Gottes, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und der Tempel wurde voll Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft; und niemand konnte in den Tempel gehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren.
Wiederum gehen Zorn und Herrlichkeit Gottes Hand in Hand. Dies sind die letzten Plagen. Der Tempel im Himmel ist das vollendete Werk Gottes. Gott und das Lamm sind selber der Tempel des himmlischen Jerusalem.
Daniel redet 3 mal von einem Gräuelbild. Das Gräuelbild wird in verschiedenen Zusammenhängen erwähnt (Dan 9, 27; Dan 11, 31; Dan 12, 11). Jesus redet in Mt 24, 15 vom Gräuelbild der Verwüstung an der Heiligen Stätte, nicht explizit im Tempel.
2. Th 2, 4 redet davon, dass sich der Widersacher in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott. Hier geht es darum, dass der Mensch der Bosheit, der Sohn des Verderbens offenbar wird. In der letzten Zeit werden viele den wahren Gott Israels nicht mehr kennen und seinen Willen nicht mehr ernst nehmen, obwohl sie vielleicht an einen Gott glauben oder sich sogar zum Christentum bekennen.
2. Th 2, 1 Was nun das Kommen unseres Herrn Jesus Christus angeht und unsre Vereinigung mit ihm... 3 Lasst euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise; denn zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbart werden, der Sohn des Verderbens. 4 Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott.
Dan 9, 26: Bis zum Ende gibt es Krieg und Verwüstung. Dies könnte bedeuten, wenn Israel in den Frieden hineinkommt und Jesus erkennt, sind wir schon am Ende der Welt angekommen.
Vers 27 hat zu mancherlei Interpretationen geführt: Bauen die Juden am Ende der Zeit den Tempel noch einmal auf? Dieser Vers trägt noch einige Rätsel mit sich. Entsprechend vielfältig lauten auch verschiedene Übersetzungen. "Im" Heiligtum ist nicht zwingend die einzig mögliche Übersetzung. Auch kommt im Hebräischen der Ausdruck "Flügel" bei der Erwähnung des Gräuelbildes vor.
Revidierte Lutherübersetzung 1984: Er wird aber vielen den Bund schwer (auch: gewichtig, stark) machen eine Woche (eine "Siebenheit") lang. Und in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen (es kommt zur Ruhe, verschwindet). Und im Heiligtum wird stehen ein Gräuelbild, das Verwüstung anrichtet, bis das Verderben (vollständige Auslöschung, Vernichtung, Ende, Schmelzen), das beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.
Elberfelder Übersetzung: Und stark machen wird er einen Bund für die Vielen, eine Woche lang; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und auf dem Flügel von Gräueln kommt ein Verwüster, bis fest beschlossene Vernichtung über den Verwüster ausgegossen wird.
Einheitsübersetzung: ... Oben auf dem Heiligtum wird ein unheilvoller Gräuel stehen...
Unrev. Elberfelder 1905: ...und wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen...
Luther 1912: ... Und bei den Flügeln werden stehen Gräuel der Verwüstung...
Schlachter 1951: ...und auf der Zinne werden Gräuel des Verwüsters aufgestellt...
Viel wichtiger als zu sehen, wie alles genau werden wird oder interpretiert werden muss, ist zu wissen: Jedes Gräuel, das sich im, am oder beim Heiligtum offenbart, wird dort nicht bleiben, sondern der Sieg Gottes wird auch diese Macht verderben. Sie muss genauso dahin schmelzen wie alles andere Stolze auch in der Gegenwart des Herrn. Solange der heilige Ort nicht geheiligt ist, wird das Gräuelbild, die Verkörperung der Gräuel, Verwüstung ausrichten. Für die Erlösten kommt eine Zeit, in der es keine Verwüstung mehr geben wird.
Die Aussagen Daniels beziehen sich wie alle prophetischen Aussagen zum einen auf natürlich sichtbare Ereignisse, (die in einem gewissen Maß historisch schon stattgefunden haben,) aber gleichzeitig oder wechselseitig auch auf die Endzeit mit der Offenbarung der übernatürlichen Machtbereiche.
So kann eine Woche ("schabua") 7 Tage oder 7 Jahre sein oder eine "Schöpfungswoche".
Daniel sinnt über die 70 Jahre Gefangenschaft in Babylon nach, die Jeremia erwähnt; der Engel Gabriel spricht zu ihm. Gabriel ist auch der Engel, der Zacharias und Maria erschien, also im Zusammenhang mit der Erscheinung des Messias auftritt.
Dan 9, 24-27 Siebzig Wochen sind verhängt über dein Volk und über deine heilige Stadt; dann wird dem Frevel ein Ende gemacht und die Sünde abgetan und die Schuld gesühnt, und es wird ewige Gerechtigkeit gebracht und Gesicht und Weissagung erfüllt und das Allerheiligste gesalbt werden. So wisse nun und gib acht: Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wiederaufgebaut werden, bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen lang wird es wieder aufgebaut sein mit Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit. Und nach den zweiundsechzig Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und nicht mehr sein. Und das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum zerstören, aber dann kommt das Ende durch eine Flut, und bis zum Ende wird es Krieg geben und Verwüstung, die längst beschlossen ist. Er wird aber vielen den Bund schwer machen eine Woche lang. Und in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen. Und im Heiligtum wird stehen ein Gräuelbild, das Verwüstung anrichtet, bis das Verderben, das beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.
Dan 11, 31 (im Zusammenhang der "Könige des Nordens und des Südens") Und seine Heere werden kommen und Heiligtum und Burg entweihen und das tägliche Opfer abschaffen und das Gräuelbild der Verwüstung aufstellen...
Dan 12 (der Engelfürst Michael, der für Israel eintritt, macht sich auf; Zeit großer Trübsal; Volk wird errettet; Auferstehung zum Gericht)
Michael ist der Engel, der gegen den Engelfürsten des Königreichs Persien kämpft, damit Daniel die Botschaft überbracht werden kann, in der es um sein Volk am Ende der Tage geht (Dan 10). In Off 12, 7-8 kämpfen Michael und seine Engel siegreich gegen den Drachen, der mit seinen Engeln aus dem Himmel weichen muss. Michael war es auch, der mit dem Teufel um den Leichnam des Mose rechtete (Jud 1, 9).
Dan 12, 4-13 Und du, Daniel, verbirg diese Worte, und versiegle dies Buch bis auf die letzte Zeit. Viele werden es dann durchforschen und große Erkenntnis finden. Und ich, Daniel, sah, und siehe, es standen zwei andere da, einer an diesem Ufer des Stroms, der andere an jenem Ufer. Und er sprach zu dem Mann in leinenen Kleidern, der über den Wassern des Stroms stand: Wann sollen denn diese großen Wunder geschehen? Und ich hörte den Mann in leinenen Kleidern, der über den Wassern des Stroms stand. Er hob seine rechte und linke Hand auf gen Himmel und schwor bei dem, der ewiglich lebt, dass es eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit währen soll; und wenn die Zerstreuung des heiligen Volks ein Ende hat, soll dies alles geschehen. Und ich hörte es, aber ich verstand's nicht und sprach: Mein Herr, was wird das Letzte davon sein? Er aber sprach: Geh hin, Daniel; denn es ist verborgen und versiegelt bis auf die letzte Zeit. Viele werden gereinigt, geläutert und geprüft werden, aber die Gottlosen werden gottlos handeln; alle Gottlosen werden's nicht verstehen, aber die Verständigen werden's verstehen. Und von der Zeit an, da das tägliche Opfer abgeschafft und das Gräuelbild der Verwüstung aufgestellt wird, sind tausendzweihundertneunzig Tage. Wohl dem, der da wartet und erreicht tausenddreihundertfünfunddreißig Tage! Du aber, Daniel, geh hin, bis das Ende kommt, und ruhe, bis du auferstehst zu deinem Erbteil am Ende der Tage!
Mt 24, 15 Wenn ihr nun sehen werdet das Gräuelbild der Verwüstung stehen an der heiligen Stätte, wovon gesagt ist durch den Propheten Daniel, - wer das liest, der merke auf! -, 16 alsdann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist...
Da Jesus von einem zukünftigen Ereignis spricht und sich auf den Propheten Daniel bezieht, muss sich einiges von den Aussagen bei Daniel auf die Zeit nach Jesus beziehen - die Zerstörung des Tempels durch Titus, bei der der Opferdienst abgeschafft wurde, oder noch eine weitere, womöglich umfassendere endzeitliche Bedeutung.
Besonders Daniel 12 spricht davon, dass hier noch Dinge verborgen sind.
Daniel 12 spricht von der Abschaffung des täglichen Opfers und vom Aufstellen des Gräuelbildes; das Heiligtum ist an dieser Stelle nicht erwähnt.
weiter
zurück zur Übersicht